Die Essener Partnerstädte
"Die Verbindungen zu unseren Partnerstädten sind in Essen Grundlage für unsere Internationale Jugendarbeit, deshalb ist die Durchführung von eigenen Maßnahmen und Projekten für Jugendliche und Fachkräfte im In- und Ausland ein zentraler Schwerpunkt unserer Arbeit. Gemeinsam mit Kooperationspartnern im In- und Ausland und mit den Partnerstädten entwickeln wir regelmäßig Internationale Jugendtreffen und laden zum Fachkräfteaustausch ein. Wer mehr über Essens Partnerstädte erfahren möchte, findet die Informationen hier ..." (Monika Hurschmann, Andrea Schmidt)
Changzhou
Teil der China-EU Partnerschaft
Angestoßen durch das Programm "China-EU Partnerschaft zur Urbanisierung", ist Essen eine Partnerschaft mit der chinesischen Stadt Changzhou in der Provinz Jiangsu eingegangen und hat damit bereits bestehende Kooperationen des Landes NRW auf die kommunale Ebene ausgeweitet. Die Zusammenarbeit zwischen Changzhou und Essen wurde von der chinesischen Regierung aus 400 eingereichten Vorschlägen ausgewählt. Seit 1984 besteht bereits eine wirtschaftlich-technologische Partnerschaft zwischen NRW und der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Die herausragende Bedeutung NRWs als Investitionsstandort und besonders Essen als zentrale Stadt des Ruhrgebietes, werden durch die Kooperation betont und auf höchststaatlicher Ebene wahrgenommen.
Ein starker Partner
Mit rund 79 Mio. Einwohnern stellt Jiangsu knapp sechs Prozent der Gesamtbevölkerung Chinas und ist eine der wohlhabendsten und am dichtesten besiedelten Provinzen im Jangtsekiang-Delta. In dieser wachstumsstarken Region mit großem (Investitions-) Potential, mit Eisenbahn- und Fernstraßenverbindungen und direkt am stark befahrenen Kaiserkanal zwischen Shanghai und Nanjing liegt Changzhou.
Beispiele der Zusammenarbeit
Zu Beginn der Kooperation waren Essener Organisationen, Institutionen und Unternehmen aktiv am Aufbau der Partnerschaft beteiligt: Seit 2008 befasst sich das Burggymnasium auf sprachlich-kultureller Ebene mit dem Partner in Fernost. Außerdem haben die Universität Changzhou und die FOM Hochschule für Ökonomie und Management 2013 eine Zusammenarbeit vereinbart. Weitere Austausche basieren auf einem Fachärztepraktikum mit dem Uniklinikum Essen, dem Aufenthalt einer chinesischen Praktikantin bei einem Essener Architektenbüro sowie ein durch die Stiftung Mercator gefördertes Kooperationsprojekt zum nachhaltigen Städtebau mit dem Wuppertal Institut im Jahr 2015.
Für die 4,7 Mio. Einwohner Changzhous sind besonders die Wirtschaftszweige Maschinenbau, Automobilzulieferindustrie, Informations- und Umwelttechnik wichtige Arbeitgeber. Die ThyssenKrupp AG ist dort mit einem Werk für Automobilkomponenten vertreten und mit der Gründung des Colani Design Instituts ist Changzhou nun auch für andere Projekte attraktiv.
Grenoble
Französische Freunde in den Alpen
Zu Weltruhm gelangte die Alpenstadt Grenoble als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1968. Sechs Jahre später, 1974, knüpfte Essen die ersten Kontakte mit Grenoble, bei denen einige Hemmschwellen zu überwinden waren. Immerhin war Grenoble eine Keimzelle des französischen Widerstands gegen die Nazi-Besatzung und die Vorbehalte gegenüber Deutschland wurzelten tief. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb war man auf beiden Seiten in besonderer Weise bemüht, der Partnerschaft eine Chance zu geben. Dies gelang überraschend schnell und die freundschaftlichen Bande zwischen Bürgerinnen und Bürgern, zahlreichen Institutionen, Vereinen, Verbänden, Bildungs- und Kulturgruppen vertieften sich.
Austausche mit dem beliebten Wintersportort
Für das immense Interesse gerade junger Essenerinnen und Essener an dem französischen Wintersportort gibt es neben den politischen auch starke touristische Gründe. Die Stadt liegt mitten in der Dauphiné, einer der schönsten Gegenden im Südosten Frankreichs. Deshalb ist die Tourismusbranche eine der wirtschaftlichen Standbeine der Stadt und Region.
Eliteuniversität, Molekularbiologie und berühmtes Museum
Die etwa 60.000 an den drei Universitäten eingeschriebenen Studierenden haben Grenoble 2013 zur beliebtesten Universitätsstadt Frankreichs gekürt. Die Stadt beherbergt zudem mit der "Grenoble École de Management" eine der Eliteuniversitäten des Landes und eine der weltweit führenden Business Schools. Darüber hinaus besitzt die mit knapp 160.000 Einwohnern größte am Hochgebirge liegende Stadt der Alpen ein hochentwickeltes Wirtschaftspotential auf den Gebieten der Kernenergie, Elektrotechnik und Elektronik. So befindet sich u. a. eine der vier Standorte des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie vor Ort.
Das "Musée de Grenoble" beherbergt nach den Museen in Paris und Lyon die drittgrößte Kunstsammlung Frankreichs. Mit 187.000 Besuchern pro Jahr ist es eines der berühmtesten Museen Frankreichs, vor allem wegen seiner Sammlungen zeitgenössischer Kunst und der Sammlungen von Gemälden aus dem 13. bis 21. Jahrhundert.
Nischni Nowgorod
Deutsch-Russische Partnerschaft
Die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen Essen und Nischni Nowgorod geht in besonderer Weise auf die Initiative der Deutsch-Russischen Gesellschaft in Essen zurück. Im Jahr 1991 war diese Initiative für die russische Partnerstadt der erste Schritt in eine neue Zukunft heraus aus der Isolation, in der sie sich jahrzehntelang befunden hatte.
Damals: eine geschlossene Stadt
Ihren Aufschwung erlebte die Stadt Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Messe von Makarjew, eine der größten Handelsmärkte der damaligen Welt, hierher verlagert wurde. Dies zog weitere Wirtschaftsakteure an, so dass die Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten Industriezentren des Landes wurde. Dies machte sie zu einem Treffpunkt der Kaufleute zwischen Westeuropa und dem Fernen Osten.
1932 wurde die Stadt nach dem dort geborenen Schriftsteller Maxim Gorki benannt und bekam bis 1991 den Status einer geschlossenen Stadt, die von Ausländern nicht besucht werden durfte. Grund dafür war die hier ansässige Rüstungsindustrie, die rund 70 Prozent der russischen Rüstungsgüter produzierte, darunter auch Atom-U-Boote und Kampfflugzeuge. Überdies wurde hierher verbannt, wer im System unangenehm aufgefallen war. Berühmte Dissidenten wie der Literaturnobelpreisträger Solschenizyn und der Atomphysiker und ebenfalls Nobelpreisträger Sacharow waren hier zwangsbeheimatet.
Heute: architektonisch beeindruckende Altstadt
Neben dem Nischni Nowgoroder Kreml und der Oper, glänzt die Stadt heute wieder mit einer architektonisch beeindruckenden Altstadt, prachtvollen Kunstwerken unterschiedlichster Stilepochen und einer der bedeutendsten Universitätsbibliotheken der Welt.
Gesten der Menschlichkeit
Obwohl immerhin 3.000 km zwischen Essen und der Partnerschaftsgemeinde liegen, erscheint die Reise in die etwa 400 km östlich von Moskau gelegene Stadt weder den offiziellen Delegationen noch den zahlreichen Schülern, Studierenden oder Kulturschaffenden zu weit. Eine stabile Grundlage für Vertrauen und Freundschaft schufen auch die zahlreichen Spenden und Sachleistungen, die von der Essener Bevölkerung seit 1992 erbracht wurden. Diese Geste der Menschlichkeit wirkt auch heute noch immer nach.
Sunderland
Erste Städtepartnerschaft der Stadt
Im Jahr 1949 war es kein leichtes Unterfangen, zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern England und Deutschland zu vermitteln. Geglückt ist dies Mister Nicholson, Erziehungsoffizier der damaligen britischen Militärregierung in Düsseldorf. Mit großem Engagement suchte er nach neuen Verständigungsmöglichkeiten, vor allem, um den nachwachsenden Generationen ein neues Bild vom ehemaligen Feindland zu vermitteln. So schlug er dem Jugendamt der Stadt Essen vor, Freundschaft mit einer englischen Stadt zu schließen. Daraus erwuchs die erste Städtepartnerschaft Essens.
Die ersten Austausche
Beim ersten Austausch 1949 waren die Teilnehmenden zunächst skeptisch. Doch relativ schnell begeisterten sich Jugendliche, deutsche und englische Sportvereine, Chöre und Theatergruppen für diese Kooperation. Heute sind für viele Essener Schulen Besuche in Sunderland zum festen Bestandteil ihres Bildungsangebots geworden.
Ähnliche Vergangenheit
Dass die Wahl damals auf Sunderland fiel, war kein Zufall. Zwar ist die Küstenstadt im Nordosten Englands mit heute 280.000 kleiner als Essen, hat aber in ihrer Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur vieles mit der Ruhrmetropole gemeinsam: Die Entstehung der Stadt geht auch in Sunderland auf die Gründung eines Klosters zurück. Außerdem war Sunderland lange Zeit Zentrum des Schiffbaus und auch von der Montanindustrie geprägt. Die Stadt verfügte über den wichtigsten Kohle-Exporthafen des Reviers von Durham. Mit dem Niedergang traditioneller Industrien Mitte der 1990er Jahre haben sich in Sunderland moderne Industriezweige wie Elektronik-, Chemie-, Automobil- und Papierindustrie niedergelassen.
Ähnlicher Strukturwandel
Sunderland hat einen ebenso umwälzenden Strukturwandel erlebt wie Essen und ist Sitz einer Universität mit mehr als 20.000 Studierenden. Mit zahlreichen historischen Monumenten, Galerien, Parks und einem gut ausgebauten Radwegenetz wird Sunderland auch für Touristen immer anziehender.
Tampere
Transformation städtischer Strukturen
Tampere im Südwesten Finnlands war durch weltpolitische und wirtschaftliche Entwicklungen vor ähnliche Herausforderungen in der Transformation der städtischen Strukturen gestellt, wie Essen. Da sich beide Städte in einer vergleichbaren Situation befanden, erschien die gemeinsame Bewältigung dieser Aufgabe schon 1960 in Form einer Städtepartnerschaft sinnvoll und für beide Seiten gewinnbringend.
Drittgrößte Stadt Finnlands
Mit etwa 220.000 Einwohnern ist Tampere die drittgrößte Stadt Finnlands. Neben der Hauptstadt Helsinki bildet es den zweiten kulturellen und industriellen Schwerpunkt des Landes im hohen Norden. Tampere liegt in einer der drei am schnellsten wachsenden Regionen des Landes und ist das pulsierende Herz des Wirtschaftsraumes Pirkanmaa, in dem rund 500.000 Menschen vor allem von der Technologie-, Gummi-, Schuh- und Papierfabrikation sowie vom Maschinenbau leben. Tampere verfügt über eine erstklassige Verkehrsanbindung und ist mit seinen zwei Häfen, dem internationalen Flughafen und der direkten Autobahnverbindung nach Helsinki ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Bildungssektor als starkes Standbein
Nach dem Zerfall der Sowjetunion fielen für die Stadt viele wichtige Wirtschaftsbeziehungen weg, denn die guten Handelskontakte zur UdSSR hatten Tampere eine langanhaltende wirtschaftliche Blüte beschert. Die wichtigsten Absatzmärkte gingen verloren und seither weiß man dort, was Arbeitslosigkeit bedeutet und muss sich neu orientieren. Ein starkes Standbein ist dabei der Bildungssektor. An drei Universitäten und Hochschulen werden rund 17.000 Studierende ausgebildet. Daneben spielen Kultur und Sport eine wichtige Rolle.
Erstrangiges touristisches Ziel
Architektonisch überwiegen in Tampere trotz Industrie keineswegs die Zweckbauten. Vielmehr ist die Stadt ein einziges Freilichtmuseum und beeindruckt mit historischen Holzhäusern, Jugendstilvillen, bemerkenswerten Gebäuden der Moderne und sakralen Bauten aus fast jeder Epoche. Museen, ein Freilichttheater, der Dom und mehrere innerstädtische Parkanlagen runden das Bild einer gewandelten Stadt ab. Überdies darf sich die Stadt außerordentlicher landschaftlicher Schönheiten rühmen. Sie liegt inmitten unendlichen Grüns zwischen zwei großen Seen und ist für Touristen ein erstrangiges Ziel.
Tel Aviv
Partnerschaft seit 1991
Noch immer sind die deutsch-israelischen Beziehungen geprägt von den Erinnerungen an die Gräueltaten der Nazi-Diktatur. So war Essen auch erst die vierte deutsche Stadt, die 1992 eine offizielle Verbindung mit einer israelischen Gemeinde einging. Die Furcht, unbeabsichtigt an alte Wunden zu rühren, sorgte auch bei den nachfolgenden Generationen zunächst für Scheu und Zurückhaltung im Umgang miteinander. Dass die Kontakte zwischen Essen und Tel Aviv dennoch intensiv und störungsfrei verliefen, liegt maßgeblich an der Mitwirkung der Alten Synagoge. Als Essener Gedenkstätte und historisch-politisches Dokumentationsforum arbeitet sie daran, die Erinnerungen wachzuhalten und gleichzeitig den Menschen den Weg in eine Zukunft ohne Vorbehalte, Diskriminierungen und Gewalt zu weisen. Auch die Jüdische Kultusgemeinde Essen und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit setzten sich aktiv für eine Partnerschaft zwischen Essen und einer israelischen Stadt ein.
Metropolregion am Mittelmeer
2011 wurde in Essen der "Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft zwischen den Städten Essen und Tel Aviv" gegründet. Außerdem gibt es einen regen Austausch im Jugend- und Kulturbereich, und je selbstverständlicher die Begegnungen werden, desto mehr treten die geographischen, architektonischen und kulturellen Besonderheiten der Mittelmeerstadt mit ihren 400.000 Einwohnern in den Vordergrund. Wie Essen und das Ruhrgebiet liegt Tel Aviv in einer Metropolregion: 1909 wurde die Stadt als erste jüdische Stadt der Neuzeit gegründet und 1949 mit der Stadt Jaffa vereinigt. So leben dort heute knapp 3,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.
Bedeutendster Bildungsstandort Israels
Neben einem stark ausgeprägten Dienstleistungssektor floriert in Tel Aviv die Textil- und Chemie-Industrie. Dort befinden sich auch die israelische Börse und mehrere große Banken. Wichtig für die städtische und staatliche Wirtschaft sind der internationale Flughafen Ben Gurion, die Messe und ein Überseehafen für den Export in alle Welt. Mit vier Universitäten, darunter die größte Universität Israels, und einem Dutzend weiteren Hochschulen ist die Stadt außerdem der bedeutendste Bildungsstandort des Landes. Herausragend ist außerdem die sogenannte Weiße Stadt, die in den 1930er Jahren überwiegend im Bauhaus- und Internationalen Stil errichtet wurde.
Zabrze
Verständigung zwischen den Völkern
Die Beziehungen zum Nachbarland Polen waren lange Zeit schwierig, doch mit der politischen Wende in Osteuropa konnte damit begonnen werden, die bittere Vergangenheit aufzuarbeiten. Essen hat mit dieser Aufarbeitung schon begonnen, als ein vereintes Europa nur eine Vision war: 1953 übernahm die Stadt Verantwortung für die Menschen aus Zabrze, dem früheren Hindenburg, die unter den Folgen der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg litten. Ein Teil dieser Arbeit ist die Aussöhnung und die Verständigung zwischen den Völkern, in besonderer Weise zwischen den jungen Generationen, die Krieg und Feindschaft nicht miterleben mussten. Die Zusammenarbeit ist gewachsen und intensiver geworden; auch Dank der Arbeit und der Kontakte des Heimatkreises Hindenburg nach Polen.
Verstärkte Netzwerkarbeit
Eine 2008 unterzeichnete Kooperationsvereinbarung setzt sich aus den Arbeitsfeldern Stadtentwicklung, Industriekultur, Geoinformation, Stadtmarketing und Behindertenarbeit, Selbst- und Suchthilfe zusammen. Um den Austausch intensiver zu gestalten, wurde im Jahr 2000 ein Unterstützerkreis gegründet, der ein dichtes Netz zwischen wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Institutionen beider Städte entwickelt hat.
Bei der Umsetzung von drei EU-Projekten konnte eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen beiden Städte in verschiedenen Bereichen unter Beweis gestellt werden und seit 2014 besteht ein Expertenaustausch zur Umsetzung inklusiver Schulen. Heute stehen Projekte im Vordergrund, die an der gemeinsamen Zukunft in Europa mitwirken.
Gemeinsamkeiten der Städte
Mit 200.000 Einwohnern ist Zabrze um einiges kleiner als Essen. Dafür weisen beide Städte starke Parallelen in ihrer Entwicklung und Geschichte auf: Zabrze war eine Bergbaustadt und hat sich zu einem modernen Dienstleistungszentrum gewandelt. Die Stadt ist aber nicht nur ein wirtschaftlicher Standort Schlesiens, sondern auch eine wissenschaftliche und kulturelle Schnittstelle mitten im Industriegebiet. Mehrere Institute der Polnischen Akademie der Wissenschaft, die oberschlesische Philharmonie, zahlreiche Theater und Festivals sind hier beheimatet. Das Besucherbergwerk Guido liegt, genau wie Essen, an der Europäischen Route der Industriekultur.
(Quelle: Stadt Essen)
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